Was als Corona-Virus im chinesischen Wuhan begann, schüttelt die deutsche Messelandschaft durch. Um die Sicherheit der Besucher nicht zu gefährden, finden die TWENTY2X und Hannover Messe nun im Sommer statt.

Das Corona-Virus wirkt als Angst-Cocktail: die Deutsche Messe AG hat die  TWENTY2X und die Hannover-Messe verschoben. Die TWENTY2X sollte die Nachfolge der CeBIT antreten und sich speziell an kleinere Unternehmen richten. Die Deutsche Messe will damit digitale Themen am Standort halten, hat sich aber auf Grund des Corona-Virus dafür entschieden, diese Veranstaltung auf den 23. bis 25. Juni zu verschieben. Man könne die Sicherheit von Ausstellern und Besuchern an den Messetagen nicht garantieren, heißt es in einer E-Mail an einen Aussteller.

Ähnlich lautet die Begründung für die Verschiebung der Hannover Messe auf die Woche vom 13. bis 17. Juli: Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für Großveranstaltungen umfassten Fiebermessstationen an allen Eingängen sowie ein Teilnahmeverbot für Personen aus Risikogebieten und für Personen, die Kontakt zu Menschen aus Risikogebieten hatten. „Dies hätte eine umfangreiche Überprüfung aller Messeteilnehmer zur Folge – von Ausstellern über Besucher bis hin zu Dienstleistern, Standbauern und Catering-Firmen. Diese Maßnahmen sind von der Deutschen Messe nicht realisierbar“, erläutert der Veranstalter. „Zudem würde deren Umsetzung dazu führen, dass die störungsfreie Durchführung der Veranstaltung in einem Maße beeinträchtigt wäre, dass der mit der geplanten Ausrichtung angestrebte Veranstaltungszweck weder für die Aussteller, noch für die Besucher nicht oder nur mit erheblichen Einschränkungen erreicht werden könnte.“

Der VDMA unterstützt die Entscheidung der Deutschen Messe AG. „Angesichts der aktuellen Schwierigkeiten, die durch das Corona Virus verursacht werden, halten wir eine Verschiebung der Hannover Messe in den Juli für richtig“, sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. „Wir gehen davon aus, dass sich die Lage in den kommenden Monaten beruhigt und der Maschinenbau dann von einer sich belebenden Geschäftslage profitiert.“

Online-Events als mögliches Ausweichformat

Aktuell hat die Verschiebung der Messen negative Folgen für Unternehmen, die dort Geschäfte generieren und Kunden binden wollen und für die Veranstalter, denen die Einnahmen wegbrechen. Auf einen kurzfristigen Ausweg verweist der Blogger Stefan Pfeiffer, der für IBM Messeveranstaltungen in Live-Streams ins Internet bringt: „Mit virtuellen Konzepten kann man ortsunabhängig Menschen erreichen, Themen vertiefen, Vorträge, Studien, Interviews, Seminare, Workshops und Produktpräsentationen verlängern und dauerhaft in der Netzöffentlichkeit etablieren.“ Während der CeBIT 2018 hat Pfeiffer mit seinen Kollegen mehr als 80 Sessions mit über 150 Gästen auf der Website und der Facebook-Seite sowie auf dem YouTube-Kanal von IBM veröffentlicht und damit nach eigener Aussage mehr als 370.000 Menschen erreicht: „Das unselige Virus wird jetzt dazu führen müssen, dass man intensiver über diese und andere digitale Formate nachdenkt, angefangen von Webinaren über die erwähnten virtuellen Messen bis hin zu Podcasts, Videocasts und vielleicht ganz neu zu entwickelnden Formen.“ Jürgen Frisch