Rund die Hälfte der Großhändler weltweit ist mit Herstellern konfrontiert, die direkt an Endverbraucher verkaufen. Web-Marktplätze machen traditionelle Geschäftspartner zu Konkurrenten, wie eine Studie des E-Business-Spezialisten Sana Commerce zeigt.

E-Business

44 Prozent der weltweit befragten Hersteller betreiben Webshops, in denen sie ihre Ware direkt an Endverbraucher verkaufen. Gut ein Viertel der Hersteller will künftig in den E-Commerce einsteigen. Ähnlich zeigt sich die Situation in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH). Weltweit nutzen 41 Prozent der Hersteller (in DACH 39 Prozent) E-Commerce dazu, ihr Geschäftsmodell zu erweitern. 44 Prozent (in DACH 42 Prozent) wollen damit neben dem angestammten Vertrieb über Channel-Partner neue Einnahmequellen erschließen.

Dies sind die zentralen Ergebnisse der weltweiten Studie Digitale Transformation & E-Commerce Report 2018/19. Das Marktforschungsunternehmen Sapio hat dafür im Auftrag von Sana Commerce Unternehmen in Europa, den USA sowie Australien/Neuseeland befragt. Das Panel umfasste Industrien wie Lebensmittel und Getränke, Automobil, Baugewerbe, Gesundheitswesen/Medizinbedarf, Elektronik, Mode und Bekleidung, Haushaltswaren und Möbel, Maschinen und Geräte oder Verpackungsindustrie. Weltweit wurden 559 Unternehmen befragt, davon 159 aus DACH. Dieser Anteil entspricht 29 Prozent.

E-Commerce erschließt neue Umsatzquellen und Geschäftsmodelle

Unternehmen setzen laut der Studie auf E-Commerce, um das Umsatzvolumen zu steigern (global 44 Prozent), die Kundenorientierung zu verbessern (global 37 Prozent) und in neuen Märkten oder Kundensegmenten wettbewerbsfähig zu sein (global 35 Prozent). Für DACH zeigen sich andere Gewichtungen. Hier rangiert die Steigerung des Umsatzvolumens mit 45 Prozent zwar ebenfalls auf Platz eins, aber an zweiter Stelle kommt mit 35 Prozent die verbesserte Online-Präsenz. Dieser Wert ist vor allem getrieben durch Österreich und die Schweiz, die hier auf Werte von 45 beziehungsweise 44 Prozent kommen. Auf Platz drei (30 Prozent) liegt für die DACH-Region die Chance, mit E-Commerce die Vertriebskosten zu senken.

Insgesamt unterstreicht die Studie von Sana Commerce, dass die große Mehrheit aller weltweit Befragten im E-Commerce Erfolge verzeichnet und die gesetzten Ziele erreicht.

Direktverkauf an Endkunden verschärft den Preisverfall

Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Unternehmen weltweit erwarten, dass Hersteller, Distributoren und Großhändler in ihrer Vertriebskette künftig direkt an Kunden verkaufen. In den USA und Kanada liegt dieser Wert mit 73 Prozent am höchsten, in den Niederlanden mit 48 Prozent – am niedrigsten. DACH bewegt sich hier mit 58 Prozent im Mittelfeld. In der Folge erwarten weltweit 43 Prozent dadurch verschärften Wettbewerb, 33 Prozent befürchten Preisverfall und jeweils 31 Prozent sehen Risiken für ihre Profitabilität und ihre angestammten Vertriebskanäle. Für die DACH-Region zeigt sich: 42 Prozent nennen den Preisverfall als Gefahr, deutlich mehr als der weltweite Durchschnitt. Verschärfter Wettbewerb liegt mit 40 Prozent auf Platz 2, gefolgt von Risiken für die Vertriebskanäle mit 30 Prozent.

Weltweit 63 Prozent (DACH 54 Prozent) der Distributoren betrachten die Großhändler als größte Gefahr am Markt. Das lässt vermuten, dass die Vertriebskanäle vor einer erheblichen Konsolidierung stehen und Unternehmen Konkurrenten aufkaufen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

E-Commerce erhöht die Kundenorientierung

Weltweit mehr als die Hälfte der Unternehmen (global 52 Prozent, DACH 43 Prozent) hat über E-Commerce neue Märkte erobert und sich an das veränderte Kundenverhalten angepasst (global 53 Prozent, DACH 51 Prozent). In Österreich erhält diese Aussage mit 64 Prozent die höchste Zustimmung. Deutschland liegt bei der Frage nach neuen Märkten mit 49 Prozent in etwa auf Höhe des globalen Durchschnitts, die Schweiz mit 22 Prozent – deutlich darunter, für Österreich ergeben sich hier 36 Prozent.

79 Prozent (DACH 80 Prozent) aller befragten B2B-Unternehmen wollen ihre bestehende E-Commerce-Lösung in den nächsten zwei Jahren modernisieren. Einige Unternehmen nutzen bereits heute innovative Technologien im Vertrieb. Global setzen 39 Prozent (DACH 43 Prozent) Virtual Reality für ein personalisiertes Einlauferlebnis ein, während 39 Prozent (DACH 34 Prozent) eine vollautomatisierte Bestellabwicklung mithilfe des Internet of Things planen.

„E-Commerce steht im Zentrum der Digitalen Transformation von Unternehmen und wird den Vertrieb verändern“, erläutert Michiel Schipperus, CEO und Managing Partner von Sana Commerce. „Unternehmen erfahren verstärkten Druck von Online-Wettbewerbern, die in neue Märkte vordringen. Daher sollten E-Commerce-Systeme künftig mehr abbilden als nur den reinen Vertrieb.“ Um mit der Konkurrenz Schritt zu halten, müssten Unternehmen ihre E-Commerce-Lösungen eng mit ihrer betriebswirtschaftlichen Standardsoftware (ERP) integrieren. Jürgen Frisch