SAP und Microsoft wollen im Cloud-Geschäft enger zusammenrücken, indem sie Unternehmen künftig gemeinsam Cloud-Dienste anbieten. So sollen Kunden der Microsoft-Plattform Azure beispielsweise die Möglichkeit erhalten, S/4HANA-Lösungen in der Microsoft-Cloud zu betreiben. Für die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG) ein Zusammenschluss, der für die Kunden Vorteile haben kann – wenn sie vorher die Risiken ausschalten.

DIE INTEGRATION von SAP HANA Enterprise Cloud, der Managed Cloud Service von SAP für Private-Cloud-Umgebungen, und der Microsoft Cloud-Plattform Azure soll es Kunden erlauben, SAP S/4HANA in einer sicheren Managed Cloud auszuführen. „Mit der neuen Möglichkeit, SAP S/4HANA auf Microsoft Azure zu betreiben, treten wir in eine neue Phase unserer Partnerschaft ein“, erläutert SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott die Partnerschaft. Und Microsoft-CEO Satya Nadella legt noch einen obendrauf: „Wir befähigen nicht nur unsere Geschäftskunden, ihre wichtigsten geschäftskritischen Anwendungen mit SAP S/4HANA auf Microsoft Azure zu betreiben. Basierend auf der langjährigen Partnerschaft, die SAP und Microsoft verbindet, setzen wir gegenseitig auf unsere Lösungen, um unser eigenes Business zu stärken.“

SAP als auch Microsoft setzen intern SAP S/4HANA auf Azure ein

So wird Microsoft zur Unterstützung der internen Finanzprozesse SAP S/4HANA Central Finance über Azure bereitstellen. Zusätzlich plant Microsoft die Anbindung von SAP S/4HANA an Azure-Dienste für künstliche Intelligenz und Analysen, um Finanzberichte effizienter erstellen und datenbasierte Entscheidungsprozesse stärken zu können. Im Gegenzug migriert die SAP mehr als ein Dutzend geschäftskritische Systeme auf Azure. Diese Migration betrifft unter anderem auch das SAP-S/4HANA-System von Concur, einem SAP-Unternehmen. Auch SAP Ariba nutzt bereits Azure und plant die Migration seiner Beschaffungsanwendungen in die Microsoft Cloud. „Neue Technologien verändern jedes Unternehmen, jede Branche. Organisationen sind daher auf der Suche nach den richtigen Plattformen und vertrauenswürdigen Partnern, um ihre digitale Transformation voranzutreiben“, erläutert Microsoft-CEO Satya Nadella den Grund für die enge Kooperation der beiden Software-Konzerne.

SAP-Anwendergruppe begrüßt Cloud-Alternative

Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) wertet die Kooperation von SAP und Microsoft positiv: „Aus technischer Sicht ist die Kooperation von SAP und Microsoft für die Kunden sicherlich von Vorteil. Hier schließen sich zwei große Anbieter von substanziellen Anything-as-a-Service-Plattformen (Xaas) zusammen, was unseren DSAG-Mitgliedsunternehmen mehr Freiheit gibt. Sie erhalten dadurch Alternativen zu SAP HANA Enterprise Cloud oder Amazon Web Services – und zwar echte Alternativen. Alternativen bei denen man leicht von einem Anbieter zu einem anderen wechseln kann, solange der Service standardisiert ist“, resümiert Jean-Claude Flury (Foto rechts), Vorstand Business Networks Integration der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG)

DSAG warnt vor Provider-Lock-in

Die unabhängige Interessenvertretung aller SAP-Anwender in Deutschland, Österreich und der Schweiz rät aber auch dazu, dass SAP-Kunden ihre Services transportabel halten. Das bedeutet: Sie sollten vorsichtig sein bei „Spezialitäten“ eines Anbieters, die von anderen nicht angeboten werden und schwer durch Alternativen abdeckbar sind. Und grundsätzlich stellen sich laut dem DSAG-Vorstand Flury bei solchen Szenarien die gleichen Fragen wie bei jedem Einsatz von Cloud-Lösungen:

  • Welche Szenarien eignen sich für den Einsatz?
  • Wo liegen die Daten?
  • Wer ist für die Fehlerbehebung verantwortlich?

Letzteres spiele insbesondere bei der Verfügbarkeit oder schwer einzugrenzenden Problemen in der Funktionalität eine Rolle. Daher sollten Anwender auf jeden Fall minimale Verfügbarkeit aushandeln und vorab auch alle Lizenzfragen klären.

SAP verlässt sich im Cloud-Infrastruktur-Bereich immer stärker auf Dritte

Grundvoraussetzung sei jedoch, dass die Kooperation zu einer stabilen Beziehung wird. „Nur wenn ein solcher Zusammenschluss konsequent und im Interesse beider großen Partner gelebt wird, profitiert der Kunde“, erläutert Flury, und betont: „Das muss und wird sich jedoch erst noch zeigen.“ Fakt sei: „SAP verlässt sich im Cloud-Infrastruktur-Bereich immer stärker auf Dritte – und darauf müssen sich die Kunden einstellen.“ Einerseits könne das von Vorteil sein, denn schließlich sei dieses Angebot das Kerngeschäft der entsprechenden Firmen. Andererseits entstünden dadurch auch Abhängigkeiten von einem weiteren Anbieter und die Kunden seien darauf angewiesen, dass die Kooperation Bestand hat. „Schließlich sind sie diejenigen, die leiden, wenn es Probleme in der Partnerschaft gibt“, stellt Flury heraus.

Leitfäden und Unternehmensarchitektur zur Implementierung

Damit es keine Probleme gibt, wollen SAP und Microsoft die internen Projekte nutzen, um ihren Kunden Leitfäden und eine Unternehmensarchitektur zur Implementierung von SAP-Anwendungen auf Azure an die Hand geben zu können. Einige internationale Kunden aus unterschiedlichsten Branchen, unter ihnen The Coca-Cola Company, die Columbia Sportswear Company, Coats und die Costco Wholesale Corporation, setzen bei ihren Geschäftsprozessen bereits auf SAP-Lösungen und Microsoft Azure. „Mit SAP HANA auf Azure können wir durch intelligente Datenanalysen in allen Aspekten unseres Geschäfts effizienter werden und Fertigerzeugnisse schneller an unsere Kunden ausliefern“, erklärt Hizmy Hassen, Chief Digital and Technology Officer bei Coats. „Die Kooperation zwischen Microsoft und der SAP gibt uns die Sicherheit, die wir für unsere Innovationen in der Cloud benötigen.“ hei


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