Nur wenige Unternehmen haben ihre Geschäftsprozesse bereits durchgängig mit Software-Anwendungen abgebildet und nahtlos miteinander verzahnt. Vor den meisten von ihnen liegt daher noch ein langer Weg in Richtung Industrie 4.0. Ein Kompass für die Standortbestimmung und eine Digital Roadmap rüsten sie dafür.

DIE VISION von Industrie 4.0 verglichen mit der derzeitigen Situation in den Unternehmen legt nahe, dass die Mehrzahl von ihnen noch mehr oder weniger intensiv mit den Herausforderungen der „herkömmlichen“ Digitalisierung beschäftigt sind. Nur wenige Unternehmen haben ihre Geschäftsprozesse durchgängig mit Software-Anwendungen abgebildet und nahtlos miteinander verzahnt. Auch im Hinblick auf eine durchgängig digitalisierte Datenerfassung befinden sich viele Unternehmen noch in einer analogen Welt – knapp 20% erfassen Daten noch ausschließlich manuell.

Insofern liegt vor den meisten Unternehmen sicherlich ein langer Weg in Richtung Industrie 4.0. Ein Weg, der gravierende Veränderungen mit sich bringt. Und zwar im Hinblick auf die Geschäftsprozesse, die eingesetzten IT-Werkzeuge, die Art mit diesen Werkzeugen aber auch miteinander zu arbeiten. Für einen Teil der Unternehmen bedeutet die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen sogar, dass sich ihr Geschäftsmodell massiv verändert. Mithin ein Weg, der sich als Mammutaufgabe darstellt. Zu dem es aber nach Einschätzung der überwältigenden Mehrheit der Entscheidungsträger in den Unternehmen keine Alternative gibt.

Vielschichtige Aufgabenstellung erfordert definierte Etappen

In der betrieblichen Praxis stellen sich nun viele Unternehmensverantwortliche die Frage: „Wie komme ich dahin?“ Oder bereits davor: „Wohin wollen wir?“ beziehungsweise „Wie weit soll ich überhaupt gehen?“
Dazu vorweg drei grundsätzliche Aspekte von Industrie 4.0:

  1. Es gibt nicht DAS Konzept von Industrie 4.0 – Jedes Unternehmen muss für sich und für seinen Markt definieren, in welcher Tragweite Industrie 4.0 umgesetzt werden soll.
  2. Es gibt nicht DEN Weg zu Industrie 4.0 – Allen gravierenden Veränderungen zum Trotz bedeutet die Umsetzung von Industrie 4.0 für die weitaus meisten Unternehmen eher eine kontinuierliche als die vielfach beschworene „disruptive“ Transformation, bei der man quasi auf der grünen Wiese neu beginnt.
  3. Der Weg in Richtung Industrie 4.0 dauert – je nach Randbedingungen und Ambitionen sprechen wir sicherlich von 5-10 Jahren.

Die Transformation eines Unternehmens hin zur Industrie 4.0 stellt daher ganz offenbar eine komplexe Aufgabe dar. Deren Lösung erfordert es, neben der Gestaltung der IT- & Software-Infrastruktur auch die Organisation, Unternehmenskultur und -ressourcen wie Personal, Werkzeuge, Lieferanten- und Kundenbeziehungen etc. mit einzubeziehen. Getreu dem Motto „Make the elephant edible“ lässt sich eine derart vielschichtige Aufgabenstellung nur in mehreren, klar formulierten Etappen und mehreren aufeinander abgestimmten Maßnahmenpaketen bewältigen.


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Hilfsmittel für die Navigation erleichtern die Industrie-4.0-Reise

Der Weg in Richtung Industrie 4.0 muss zwingend mit einer Standortbestimmung beginnen, um einen geeigneten Weg festlegen zu können. Hilfestellung kann an dieser Stelle der acatech Industrie 4.0 Maturity Index bieten, der unter dem Blickwinkel des Konzeptes von Industrie 4.0 eine ganzheitliche Sicht auf ein Unternehmen bietet und dabei alle Elemente der Wertschöpfungskette berücksichtigt.

Zur Strukturierung des Wegs in Richtung Industrie 4.0 in der Form von Meilensteinen bieten die Reifegrad-Stufen des acatech-Modells eine erste Orientierung. Die dort formulierten Reifegrade bauen aufeinander auf. Die Umsetzbarkeit der nächst höheren Stufe setzt daher einen Digitalen-Zwilling des Produktionssystems voraus. Nur so lassen sich die relevanten Ursache-Wirkungsbeziehungen im Produktionssystem umfassend verstehen.

Aber auch innerhalb der verschiedenen Reifegrad-Stufen gibt es in der Praxis viele Wege, die nach Rom führen. Insofern sollten Unternehmenslenker zunächst die jeweiligen Handlungsfelder und geeigneten Maßnahmen für die Digitalisierung ihres Betriebes ermitteln. Diese Maßnahmen müssen die Verantwortlichen dann im Hinblick auf die künftige Anwendungslandschaft im Unternehmen in einer Digitalisierungsstrategie festschreiben. Dabei dürfen sie die fachlich-inhaltlichen Abhängigkeiten und die verfügbaren Ressourcen nicht vergessen.

Hilfestellung bei der Formulierung einer eigenen Digitalisierungsstrategie bietet die Digital Roadmap, ein werkzeuggestütztes Verfahren der Trovarit AG. Dabei führen die Trovarit-Experten unter Einbindung der Key-User über eine Online-Plattform ein „Digital Assessment“ durch, das die aktuellen Software-Unterstützung ermittelt. Parallel fragen die Spezialisten der Trovarit in strukturierten Management Interviews die strategischen Unternehmensziele ab. Diese dienen als Leitplanken, um die folgenden Schritte in die richtigen Bahnen zu lenken. Aus den Ergebnissen des Digital Assessment und der Management Interviews leiten die Projektbeteiligten Handlungsfelder ab und priorisieren diese. Die sich daraus ergebenden Maßnahmen und Projekte werden dann unter Berücksichtigung der Abhängigkeiten untereinander und der Verfügbarkeit von Ressourcen geplant. So entsteht die unternehmenseigene „Digital Roadmap“ zur Industrie 4.0, die den individuellen Startpunkt ebenso berücksichtigt, wie den vor dem Hintergrund der Unternehmensziele angestrebten Digitalisierungsgrad. Karsten Sontow*/hei

Der Autor:

*Dr. Karsten Sontow ist seit Anfang 2001 Vorstand der Trovarit AG, Aachen. Dr. Sontow studierte Maschinenbau und Betriebswirtschaft an der RWTH Aachen und am Massachussetts Institute of Technology in Cambridge, USA. Seinen Doktortitel im Maschinenbau erwarb er an der RWTH Aachen. Dr. Karsten Sontow ist Autor zahlreicher Fachpublikationen, u.a. der Studienreihen “ERP in der Praxis” und “ECM im Mittelstand”. Seit Januar 2014 gehört er als stellvertretender Vorsitzender dem Arbeitskreis ERP des BITKOM an.


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