Mit Leonardo will sich SAP als Anbieter für digitale Plattformen positionieren. Unternehmen sollten für Machine Learning und Künstliche Intelligenz Ende-zu-Ende-Prozesse definieren, erläutert Otto Schell, Vorstand IoT/Business Transformation bei der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe DSAG.

DSAG

Anfang dieses Jahres kannten rund 40 Prozent der befragten DSAG-Mitglieder das Leonardo-Portfolio nicht oder hatten es nicht verstanden. Das zeigt der DSAG-Investitionsreport 2018. Fast die Hälfte der DSAG-Mitglieder bekundet jedoch Interesse an Leonardo und wünscht sich mehr Aufklärung. SAP ist auf diese Forderung eingegangen und veranstaltet gemeinsam mit der DSAG regelmäßig Informationstage sowie Webinare.

Aus DSAG-Sicht bündelt SAP in Leonardo Tools, Methoden und (Beratungs-) Services, um mit SAP-Applikationen individuelle innovative Lösungen zu schaffen. Das begrüßen wir. Wenn Unternehmen neue Möglichkeiten erkennen, um Industrie 4.0- und Internet-of-Things-Anwendungen (IoT) umzusetzen und Unternehmensmodelle sowie Netzwerke anders zu gestalten, sollte dies in kooperativen Prozesslandschaften möglich sein. Für Machine Learning und Künstliche Intelligenz sollten Unternehmen gemeinsam Ende-zu-Ende-Prozesse definieren. Leonardo ermöglicht intelligente und differenzierende ERP- Prozesse und kann so Unternehmen bei der Digitalisierung helfen. Das gilt insbesondere dann, wenn es um neue Geschäftsmodelle geht.

Migration auf SAP S/4 HANA als erster Konsolidierungsschritt

Im Praxiseinsatz von Leonardo ergeben sich vielfältige Herausforderungen. Themen, wie Machine Learning, künstliche Intelligenz oder Blockchain lassen sie sich nicht ohne weiteres in bestehende Prozess- und IT-Landschaften integrieren. Weder in der Business-Architektur noch in ihrer IT-Landschaft sind Unternehmen heute so aufgestellt, dass sie Prozessketten über hybride Landschaften abbilden und dabei Netzwerke oder Plattformen zum Austausch nutzen. Hier ist ein Umdenken erforderlich.

Eine Migration auf SAP S/4HANA kann ein erster Konsolidierungsschritt sein, der die genannten Innovationen bereitstellt. Unternehmen, die bi-modale Organisationen aufbauen, also in zwei Geschwindigkeiten zum einen das Tagesgeschäft sichern und zum anderen die Transformation vorbereiten, oder die über Start-Ups in andere Geschäftsmodelle einsteigen, werden mit Herausforderungen hinsichtlich Kompetenzen und Budget konfrontiert. Geht es um digitale Geschäftsmodelle, sind zudem Organisationsänderungen nötig. Wie sich diese Themen angehen lassen, diskutiert die DSAG mit ihren Mitgliedern und mit der SAP sowohl aus Business- als auch aus IT-Sicht.

Integration ist für Leonardo Herausforderung und Alleinstellungsmerkmal

Nach Meinung der DSAG sollte sich die SAP bei Leonardo auf die Integration als Alleinstellungsmerkmal besinnen. Die Walldorfer sollten nachweisen, dass sich innovative Lösungen über Leonardo schneller, besser und kostengünstiger mit etablierten SAP-Produkten integrieren lassen, als mit alternativen Angeboten. SAP muss klar und einfach kommunizieren, was Leonardo ist, und ein transparentes und flexibles Lizenz-/Verbrauchsmodell für die dazugehörigen Tools schaffen. SAP ist spät in diesen Markt eingetreten. Eine Koexistenz mit Wettbewerbern wie Amazon, Google, Microsoft und diversen Nischenanbietern ist daher unvermeidbar. Als DSAG sind wir uns jedoch sicher, dass Leonardo über offene Standards einen Platz für in den Prozessketten und IT-Landschaften der Unternehmen findet. Otto Schell/jf

Der Autor

Otto Schell ist Vorstand IoT/Business Transformation bei der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG).