Unter den Unternehmen in Deutschland und den USA geht die Schere zwischen digitalen Vorreitern und Nachzüglern laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) weit auseinander. Vor allem der Maschinenbau steht demnach vor großen digitalen Herausforderungen und realisiert digitale Services noch nicht als Chance. Die BCG-Studie hat drei Faktoren identifiziert, die bei der Bewältigung helfen.

DIE SCHERE zwischen digitalen Vorreitern und Nachzüglern unter den Unternehmen in Deutschland und den USA geht weit auseinander. Das will die Studie „Beyond the Hype: Which Companies Are the Real Champions of Building the Digital Future“ der Boston Consulting Group (BCG) zu Tage gebracht haben, für die rund 700 Befragte aus Deutschland und den USA den digitalen Reifegrad ihrer Unternehmen eingeschätzt haben.

Digitalisierung spaltet die Unternehmenslandschaft

Während die Vorreiter ein hohes digitales Leistungsniveau erreichen, droht der Studie zufolge rund ein Viertel der Unternehmen den Anschluss zu verlieren. „Die Digitalisierung spaltet die Unternehmenslandschaft weltweit“, interpretiert Michael Grebe, Senior Partner und Technologie-Experte bei BCG, die Studienergebnisse, und folgert: „Unternehmen, die nicht Schritt halten, können in Zukunft stark an Bedeutung verlieren.“

Maschinenbau steht vor großen digitalen Herausforderungen

Der größte Anteil an Vorreitern finde sich – sowohl in Deutschland als auch in den USA – in der Telekommunikationsbranche (Deutschland: 31 Prozent/USA: 41 Prozent). Der deutsche und der US-amerikanische Maschinenbau gehöre der eigenen Einschätzung zufolge zu den Branchen mit dem geringsten Vorreiteranteil (Deutschland: 20 Prozent/USA: 19 Prozent). Viele Maschinenbauer stehen laut der BCG vor der Entscheidung, ob sie vor allem Maschinen verkaufen, oder darüber hinaus auch IT-Produkte in den Bereichen Datenanalyse, künstliche Intelligenz und Robotics anbieten wollen. „Dazu müssen sie aber mehr investieren, insbesondere in ihre Software- und IT-Fähigkeiten und in die Digitalisierung ihrer Prozesse“, rät Michael Rüßmann, Senior Partner und Experte für Technologie und digitale Transformation bei BCG.

Dass vielversprechende Geschäftsmodelle oft auf dem konsequenten Ausbau des Servicegeschäftes und der Kundenorientierung basieren, glaubt auch der VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. „Für die Zukunft des Maschinenbaus gilt daher: Unternehmen müssen auf zwei Strategien setzen, den Verkauf von hochtechnologischen Maschinen und Anlagen, sowie die Nutzung der zugehörigen Daten als digitale Services für die Zukunft“, rät Carl Martin Welcker, Präsident des VDMA.

Was digitale Vorreiter anders machen

Die BCG-Studie hat drei Faktoren identifiziert, die die Gruppe der digitalen Vorreiter auszeichnen:

  1. Sie investieren: Die Hälfte der Vorreiter hat ein digitales Investitionsvolumen von mehr als 5 Prozent der Betriebskosten
  2. Sie gewinnen digitale Talente: Rund der Hälfte der Vorreiter ist es gelungen, den Anteil digitaler Jobs auf ein Zehntel zu erhöhen.
  3. Sie leben eine digitale Kultur: Unternehmen, die zu der Gruppe der Vorreiter zählen, geben an, dass ihre digitale Organisation bereits sehr weit gereift und fest im Unternehmen verankert ist.

Digitalisierung ist Chefsache

Digitale Vorreiter profitieren laut der BCG davon, dass der Vorstand die Digital-Agenda vorantreibt: „Digitalisierung ist Chefsache“, betont der Experte der BCG, Michael Rüßmann. Nur wenn der Vorstand ambitionierte Ziele setze und diese über ein Transformation-Office steuere, könne der digitale Wandel gelingen. Entscheidend sei auch, neue digitale Produkte in einer verantwortlichen Einheit zu verankern und in der gesamten Organisation verstärkt mit agilen Methoden zu arbeiten. Vorreiter vermeiden laut BCG-Erkenntnissen ferner die Pilotierung rein technischer Gimmicks und würden Prozessdigitalisierung nutzen, um die Performance zu steigern.

Über die Studie

Grundlage der Studie bildet der „Digital Acceleration Index“ (DAI) von BCG, mit dem 700 Befragte in Deutschland und in den USA den digitalen Reifegrad ihrer Unternehmen in 27 verschiedenen Dimensionen selbst eingeschätzt haben – und zwar in den Bereichen vision, target strategy and priorities/new businesses and ventures/digitized/customer engagement/technology and operations/digital capabilities. hei


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