Damit die am Markt existierenden ERP-Systeme den Herausforderungen von Industrie 4.0 und der vollkommenen digitalen Vernetzung gerecht werden, um insbesondere ihrer zentralen Rolle innerhalb der digitalen Unternehmenstransformation gerecht zu werden, müssen einige Änderungen vorgenommen werden. Die Liste der Anforderungen ist lang: Verwalten und Verarbeiten der stetig wachsenden Datenmengen sowie des kontinuierlichen Datenflusses, immer höhere Ansprüche hinsichtlich Geschwindigkeit und Latenzzeiten sowie die Sicherung der Daten und Prozesse sind dabei zentrale Themen.
Datenvolumen: Aufgrund des wachsenden Datenaufkommens müssen ERP-Systeme ein gewaltiges Datenvolumen prozessieren. Ohne eine Filterung wären auch gängige Big-Data-Systeme mit der Analyse überfordert. Gebraucht werden also zusätzliche Verfahren, die die zu verarbeitende Datenkomplexität intelligent auf ein optimales Mass herunterfahren können.
Data Analytics: Um aus den gewonnen Daten Prognosen und Entscheidungen abzuleiten, müssen grosse Datenmengen zu Smart Data „veredelt“ werden. Dabei geht es insbesondere um das Verstehen und Analysieren von Daten mittels Data Analytics Ansätzen. Ein Beispiel hierfür ist Predictive Maintenance. Hierbei sollen Systeme Maschinenfehler, wie etwa Ausfälle oder Störungen, entdecken, bevor sie überhaupt auftreten. Dabei erlauben die übermittelten Daten Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit der einzelnen Bauteile und fliessen direkt in die Produktentwicklung und Qualitätssicherung zurück. Somit können Betriebsunterbrechungen schon im Vorfeld vermieden werden, zum Beispiel durch rechtzeitige Wartungen, noch bevor ein Teil ausfällt.
Schnittstellen: Um das Ziel, einer möglichst durchgängigen Abbildung des gesamten Fertigungs- und Wertschöpfungsprozesses zu erfüllen, wird die Zahl der Drittsysteme, die an das zentrale ERP-System angebunden sind, steigen. Wird nun eine Änderung an einem Drittsystem vorgenommen, impliziert dies auch eine Änderung an der verbindenden Schnittstelle oder am ERP-System selbst. Um dies zu vermeiden, sind Lösungen zu finden, die mithilfe universeller Kommunikatoren den Datenaustausch zwischen Dritt- und ERP-Systemen datenstrukturunabhängig übernehmen und somit die Programmierung und Wartung individueller Schnittstellen überflüssig machen.
Sicherheit: Das Thema Sicherheit wird zukünftig ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Die Sammlung und Nutzung von hochsensiblen Daten führt dazu, dass eine hundertprozentige Sicherheit nicht möglich ist. Vielmehr müssen Unternehmen Sicherheit in der smarten Fabrik als Risikoabwägung verstehen. Dennoch sollten die Hürden für Angriffe so hoch wie möglich gelegt werden, denn je höher der Aufwand für Cyberkriminelle ist, um an die sensiblen Daten heranzukommen, desto schneller wird das Ziel unrentabel. In einer vernetzten Welt muss das ERP-System der Zukunft neben der Sicherheit von Abläufen und Prozessergebnissen auch die Sicherung der sensiblen Daten garantieren. Hierbei ist es unerheblich, ob das System vor Ort beim Anwender betrieben wird oder vollständig in der Cloud läuft.
In einer vernetzten Welt muss das ERP-System der Zukunft neben der Sicherheit von Abläufen und Prozessergebnissen auch die Sicherung der sensiblen Daten garantieren.
Viele dieser Eigenschaften haben ihren Kern in der Technologie und Architektur der ERP-Lösungen. Themenfelder, auf denen viele ERP-Anbieter in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen haben und auf denen nun immer mehr Fortschritte zu verzeichnen sind.
Im Hinblick auf den notwendigen funktionalen Scope einer ERP-Lösung sollte Durchgängigkeit entlang der Wertschöpfungskette vom Kunden zum Kunden gegeben sein. Wie tief dabei einzelne Fachbereiche (z.B. Warehouse Management, Fertigungssteuerung etc.) integriert sein sollten, hängt recht stark vom Einsatzfall ab (u.a. Branche und Grösse des Unternehmens, vorhandene Software-Landschaft).
Relativ klar ist, dass “Querschnittsfunktionen“ wie Collaboration, Workflow-, Dokumenten- und Data Management sowie Business Intelligence durch ERP-Lösungen abgedeckt werden müssen, wenn sie auch zukünftig ihrer Rolle gerecht werden sollen. Allerdings gibt es hier verschiedene Wege, diese Anforderungen zu erfüllen – über die ERP-Software selbst, über die OEM-Integration einer Dritt-Lösung oder auch über die Offenheit gegenüber unterschiedlichen Lösungen führender Drittanbieter.