Im Vordergrund des Praxisbeispiels aus dem Maschinen- / Anlagenbau stand die Feinplanung und Steuerung der Produktion, aber auch produktionsnaher Bereiche, wie z.B. Instandhaltung. Ziel des Projekts war eine deutliche Verbesserung der Termintreue auf über 92 %, sowie die Halbierung der Durchlaufzeiten bei einer Verbesserung der Produktivität. Dazu war es notwendig, konzeptionell eine durchgängige Planungslösung – von der Auftragsannahme über die übergreifende Auftragseinplanung bis zur Anlagenbelegungsplanung - vorzusehen und eine darauf abgestimmte Steuerung der Ressourcen zu implementieren. Die Lösung besteht aus einer in das vorhandene ERP-System (Baan) integrierten MES Lösung mit einer kapazitätsgeprüften Lieferterminermittlung und Auftragseinplanung (Bild 4). Durch die nun hergestellte, realitätsnahe Transparenz über das Fertigungsgeschehen sind Entscheidungen bzgl. erforderlicher Kapazitätsanpassungen gegeben. Unterstützend dazu wurden Shop-Floor-nahe Maßnahmen zur Arbeitszeitflexibilisierung, Materialbereitstellung und Flächenkennzeichnung umgesetzt. Die Einführung der MES Lösung für den Maschinenbau und Anlagenbau hat durch eine entsprechende Schulung der Anwender bzgl. des Software Systems und der logistischen Zusammenhänge, sowie mit einer konsequenten Optimierung des Einsatzes im Betrieb die gesetzten Ziele erreicht. Für die Zukunft ist der weitere Ausbau der MES Lösung zur Einbindung vor- und zwischengelagerter Bereiche (Lieferanten und Unterlieferanten) vorgesehen.
Einsatz einer MES Lösung in der Prozessfertigung
Das nachfolgende Beispiel beschreibt die Auswahl einer MES Lösung für ein Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie mit mehreren Produktionsstandorten. Aufgabenstellung für das Projektteam war hier die Auswahl und Einführung einer unternehmensweit einheitlichen, durchgängigen MES Lösung für die Nahrungsmittelindustrie zur automatisierten Prozessdatenerfassung, Integration der erfassten und generierten Daten, Analyse und Verdichtung der Daten zu Berichten bzw. Kennzahlen und Bereitstellen der Daten für die betriebliche SAP-Anwendung sowie Kommunikation mit den jeweils eingesetzten Prozessleitsystemen. Forderung der Unternehmensleitung war es, möglichst Standard-Software einzusetzen. Die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen den Standorten sollten herausgearbeitet werden. Dies bezog sich sowohl auf die Verfahren der Datenerfassung als auch auf die erstellten Berichte und Kennzahlen (vgl. Bild 5). Bei den Unterschieden war zu klären, inwieweit sie unumgänglich waren, bzw. welche der angewandten Lösungen als Best-Practise-Lösung auf die anderen Standorte zu übertragen war. Im Ergebnis konnte eine Auswahl von den 3 aussichtsreichsten Softwarelösungen vorgeschlagen werden, welche in der Lage sind, die Anforderungen aller Standorte angemessen abzubilden.
Fazit
Aus der Gegenüberstellung der produktionslogistischen Merkmale von Maschinen- / Anlagenbau (als Repräsentant für Stückgutfertigung) und Prozessfertigung wird deutlich, dass sich die Kernanforderungen an eine MES Lösung bei beiden Produktionstypen meist nicht in Bezug auf die geforderten, bzw. benötigten Funktionen unterscheiden, sondern in Bezug auf ihre Gewichtung. Während z. B. im Maschinen- / Anlagenbau die Feinplanung und - steuerung die Kernfunktion einer MES Lösung schlechthin darstellt, wird sie in der Prozessfertigung nicht oder allenfalls zu Visualisierungszwecken benötigt. Für die Prozessfertigung hingegen stehen die Dokumentations- und Auswertefunktionen im Mittelpunkt einer MES Lösung.
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Bild 4: Lösungsbaustein: Kapazitätsgeprüfte, realistische Auftragserzeugung mit einer MES Lösung
© Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart
Bild 5: Berichtswesen (Soll)
© Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart