Die meisten produzierenden Unternehmen in Deutschland setzen heutzutage PPS Systeme ein, um die Unternehmensprozesse für den gesamten Bereich der technischen Auftragsabwicklung von der Angebotsbearbeitung im Vertrieb über die Konstruktion, die Beschaffung, sowie Fertigung und Montage, bis hin zur Distribution des fertigen Produktes zu unterstützen. Durch PPS Systeme werden alle zur Produkterstellung notwendigen Prozesse nach Mengen-, Termin- sowie Kapazitätsaspekten geplant und gesteuert sowie die erforderlichen Daten verwaltet.
Angesichts der weit mehr als 600 am Markt verfügbaren PPS Systeme stehen Unternehmen, die ein neues System auswählen möchten, vor einer großen Herausforderung: Die PPS Systeme sind hinsichtlich ihrer angebotenen funktionellen Leistungsmerkmale, der anfallenden Kosten und anbieterbezogener Aspekte (wie z.B. Branchen-Know-how, Stabilität, Zukunftsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit) nur schwer miteinander zu vergleichen.
Beim Vergleich der PPS Systeme unter funktionalen Gesichtspunkten spielen die Besonderheiten der Branche und des einzelnen Unternehmens eine besondere Rolle. Diese ergeben sich nicht zuletzt aus den verschiedenen Fertigungstypen der Unternehmen (z. B. Serien- oder Unikatfertigung) und den spezifischen Auftragsabwicklungsprozessen.
Um an dieser Stelle eine erste Orientierung auf dem Markt für PPS Systeme zu bieten, werden daher exemplarisch die folgenden Fertigungstypen näher betrachtet:
Für diese Einsatzbereiche werden im folgenden ausgewählte Anforderungen an PPS Systeme aus Fertigungs- und Organsationsstrukturen an die EDV-Unterstützung abgeleitet.
PPS Systeme für Einzel-/Projektfertiger
Der Auftragsabwicklungsprozess eines Projektfertigers ist durch eine erhebliche Produkt- und Planungskomplexität gekennzeichnet.
Auftragsspezifische Dokumentationen bzw. technische Unterlagen wie Zeichnungen, Stücklisten und Arbeitspläne werden projektbegleitend erzeugt und stehen erst sehr spät als Planungsbasis zur Verfügung. Diese sog. „wachsenden Stücklisten" stellen eine große Herausforderung für PPS Systeme dar.
Dennoch muss der Unikatfertiger bereits in der Angebots- und Auftragserfassung den potenziellen Projektauftrag grob strukturieren und Ecktermine sowie kritische Ressourcen beplanen. Der Unikatfertiger führt dazu eine grobe Terminierung und Kapazitätsplanung auf Basis von Meilensteinen (Projektphasen) in Form eines Projektplans durch.
Der Projektplan ermöglicht eine grobe Abschätzung des Konstruktions- und Fertigungsaufwandes, sowie die Definition des zeitlichen Ablaufs des Projekts. Darüber hinaus stellt er das zentrale Controlling-Instrument dar, in dem alle relevanten Informationen über den Projektfortschritt und die Kosten des Projekts zusammenlaufen.
Der Prozess der Auftragsabwicklung des Unikatfertigers ist durch einen hohen Anteil von Kundenänderungen im laufenden Betrieb gekennzeichnet. Die durchgängig systemgestützte Abwicklung von Auftragsänderungen, als auch die Status- und änderungsbezogene Kostenverfolgung hat daher stetig an Bedeutung gewonnen.
Bei diesem Fertigungstyp werden umfassende PPS Systeme wie z.B. von SAP und IFS, aber auch sehr häufig auf die Projektfertigung spezialisierte PPS Systeme eingesetzt.
Anforderungen von Kleinserien- bzw. Variantenfertigern an PPS Systeme
Der Gruppe der Kleinserienfertiger gehört eine Vielzahl von Unternehmen mit unterschiedlichen Produkten, wie z. B. Handhabungsroboter, Verpackungsmaschinen, Elektromotoren, Werkzeugmaschinen, Pleuelstangen, elektrische Heizgeräte, Dosier-, Mess- und Regelsysteme u. v. a. an.
Die Fertigung von kleinen Losgrößen ist meist charakterisiert durch eine kundenanonyme Vorproduktion mit auftragsbezogener Endproduktion. In vielen Fällen werden die Produkte in Varianten gefertigt. Für die Angebotsbearbeitung und Kundenauftragserfassung wird oftmals ein Varianten- oder Produktkonfigurator eingesetzt. Dieser verarbeitet die Merkmale des Produkts sowie weitere Daten aus dem Auftrag oder Materialstamm in Regeln und Formeln, um die Kombination von Bauteilen (Produktstruktur), die Spezifikation von Merkmalen der Bauteile (z.B. Länge, KW-Leistung) oder Arbeitsplaninhalte (z.B. Arbeitsgangzeiten) festzulegen.
Die Suche nach Materialien wird unterstützt durch Verfahren der Klassifizierung und Sachmerkmalsleisten. Die Beschreibung der Materialien und Produkte mit Merkmalen und deren Hinterlegung ist aufgrund der häufigen Verwendung in den verschiedenen Bauformen eine bei Unternehmen oft anzutreffende Anforderung an PPS Systeme. Zum einen greifen alle an der Auftragsabwicklung beteiligten Bereiche, wie z. B. Vertrieb, Konstruktion, Produktion, Beschaffung, über die Merkmale auf Artikel zu. Zum anderen werden die Doppelanlage von Material und das Auswachsen der Materialstämme verhindert.
PPS Systeme müssen Funktionalitäten zur Verfügung stellen, um Merkmale je Artikelgruppe, z. B. bei Motoren KW-Leistung, Gehäusemaße, EM-Verträglichkeit, zu definieren, eine einheitliche Schreibweise der Ausprägungen zu gewährleisten sowie die Suche und den Zugriff auf Artikel, z. B. bei der Produktkonfiguration, zu unterstützen.
Die Einzel-/Kleinserienfertigung zeichnet sich in erster Linie durch eine variantenreiche Fertigung aus. Die Produktionsabläufe für die einzelnen Erzeugnisse sind aufgrund der Wiederholhäufigkeit weitestgehend standardisiert. Das aufkommen vieler Fertigungsaufträge mit kleinen Losgrößen erfordert in der Kleinserienfertigung einen hohen Koordinationsaufwand in der Produktionsplanung, so dass viele Unternehmen ausgereifte Planungsalgorithmen fordern. Die Produktionssimulation als Anforderung an PPS Systeme erhält somit in der Kleinserienfertigung ein höheres Gewicht als beispielweise in Branchen mit Unikatfertigung.
Bei der Produktionssimulation muss zwischen der Simulation einzelner Fertigungsaufträge hinsichtlich der Termine und Kosten und der Simulation über alle Aufträge zur Festlegung der Reihenfolge und Kapazitätsbelastung unterschieden werden. Die Bewertung der Simulationsergebnisse sollte hinsichtlich Terminen, Kosten und Kapazitätsbelastung möglich sein, bevor die Simulationsergebnisse fixiert werden.
PPS Systeme für die Serienfertigung
Charakteristisch für die Auftragsabwicklung bei Serienfertigern (z.B. in der Automobilindustrie), bedingt durch die Verringerung der Fertigungstiefe, das Outsourcing von kompletten Systemen und die Ausbildung von strategischen Partnerschaften mit Lieferanten, sind hohe Anforderungen an PPS Systeme im Bereich der Beschaffung. Als Lieferstrategie wird oft eine zeit- und reihenfolgegerechte Bereitstellung von Systemen und Komponenten verfolgt („just-in-time", „just-in-sequence"). Die Bedarfsauslösung an den Lieferanten erfolgt im Rahmen von Mengenkontrakten als Lieferabrufe oder durch die Definition von Lieferplänen. Die Qualtitätskontrolle für die Komponenten obliegt in vielen Fällen dem Lieferanten, um den Wareneingang möglichst direkt mit der Fertigung zu synchronisieren und Doppelkontrollen zu vermeiden.
Für die Auswahl der strategischen Partner und die Überwachung der Einkaufsprozesse müssen PPS Systeme umfangreiche Funktionen zur Lieferantenbewertung bieten. Insbesondere ist die Auswertung von Kriterien wie Termintreue, Lieferzeit und Fehlerrate durch die PPS Systeme zu unterstützen.
In der Produktion sind getaktete Fließreihen weit verbreitet, welche sehr häufig durch Kanban-Regelkreise gesteuert werden. Fortschrittliche PPS Systeme bilden diese Regelkreise im Sinne eines elektronischen Kanban buchungstechnisch ab und dabei einer einer aufwandsarmen Steuerung gerecht zu werden.
Sowohl für die Beschaffung als auch für die Distribution ist schließlich die Versandabwicklung von besonderer Bedeutung. Einerseits müssen die PPS Systeme den Kreislauf von Mehrwegverpackungen abbilden können; andererseits sind die Verpackungen und Lademittel in die langfristige und dispositive Bedarfsplanung einzubeziehen.
Das breite Funktionsspektrum der am deutschsprachigen Markt angebotenen PPS Systeme erfordert eine detaillierte Analyse der unternehmensspezifischen Anforderungen, um so eine fundierte Basis für den funktionalen Vergleich der PPS Systeme zu erarbeiten. Neben der funktionalen Betrachtung der PPS Systeme ist ebenfalls die Betrachtung der anbieterbezogenen Kriterien unerlässlich, wie z.B. der Branchenfokus des Anbieters und vor allem die Größe seiner typischen Kunden; so können auch sehr schlanke, funktional weniger mächtige PPS Systeme bei kleineren Unternehmen durchaus geeignet sein, wenn die unternehmens- und fertigungsprozessspezifischen Anforderungen ausreichend abgedeckt sind.
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