Der Markt für ERP Systeme ist vielfältig, das Angebot unübersichtlich. Bei der ERP System Auswahl gilt es daher, auch die eigene Unternehmensstrategie einzubeziehen. Viele Systemhäuser orientieren sich zudem an bestimmten Branchen.
So ist ein großer Teil der ERP Systeme auf den Maschinen- und Anlagenbau spezialisiert. Sie tragen dem höheren Stellenwert der Kapazitätsplanung, der Visualisierung sowie des Änderungsmanagements stärker Rechnung als ERP Systeme, die auf Branchen mit Varianten- und Serienproduktion spezialisiert ist.
Ein Grund: Im Maschinen- und Anlagenbau zählt das Projektmanagement zu den Kernkompetenzen. Denn Produkte und Dienstleistungen dieser Branche weisen meist einen wesentlich stärker ausgeprägten Projektcharakter auf als die Serienprodukte der Automobil- und Textilindustrie. Angesichts zunehmend kurzer Produktlebenszyklen, einer wachsenden Kostenorientierung und eines Fokus auf Termintreue gewinnt das Projektmanagement aber auch in den meisten anderen Branchen zunehmend an Bedeutung.
Unabhängig von der Branchenausrichtung der ERP Systeme gibt es große Unterschiede, was die einzelnen Funktionen betrifft. So findet sich relativ häufig eine Funktion zur Kapazitätsplanung von Einzelprojekten, da sie häufiger gefordert wird und technisch mittlerweile nur noch eine geringe Herausforderung darstellt. Im Gegensatz dazu werden anspruchsvollere Funktionen wie die Visualisierung per Netzplantechnik oder das Änderungsmanagement seltener angeboten. Das gilt zumindest für die ERP Systeme, die nicht auf den Anlagenbau spezialisiert sind.
Ein anderes Bild zeigt sich bei der Funktion Variantenmanagement. ERP Systeme für die stark auf Varianten- und Kleinserien fokussierte Textilindustrie enthalten die Funktion wesentlich häufiger, als ERP Systeme, für den Maschinen- und Anlagenbau oder die Automobilindustrie angeboten werden. Einen Produkt- und Variantenkonfigurator bieten jedoch am häufigsten die ERP Systeme für den Maschinen- und Anlagenbau.
Eine Differenzierung zwischen den Branchen zeigt sich auch bei der Abbildung von Neben- und Kuppelprodukten. Zu Kuppelprodukten gehören neben Nebenprodukten auch Abfälle, Abwärme und Abwasser, welche jedoch im Gegensatz zu Nebenprodukten keine Umsätze sondern nur Kosten verursachen.
Am häufigsten sind beide Funktionen in Branchenlösungen für die Food- und Process-Industrie enthalten, zu der neben der Lebensmittelbranche ebenfalls die Chemie- und Pharmaindustrie gehören. Innerhalb dieser ERP Systeme ist die Funktion „Verwaltung von Nebenprodukten" zu etwa 90 % aufzufinden, während die Möglichkeit, Kuppelprodukte einzuplanen, momentan nur von ungefähr zwei Dritteln aller Lösungen angeboten wird.
Gründe für die starke Branchenfokussierung sind: Die Anwenderunternehmen wünschen sich einerseits mehr Kundenindividualität, andererseits eine möglichst homogene und standardisierte Software-Infrastruktur. Die ERP-Anbieter wollen gleichzeitig den Aufwand für Anpassungen während der Implementierung möglichst gering halten. Das schlägt sich in einer ausgeprägten Vertikalisierung des ERP-Marktes nieder.
Dabei sind im Markt zwei unterschiedliche Strategien der ERP-Hersteller zu beobachten. Ein Teil der Hersteller setzt auf eine „echte" Branchenspezialisierung. Diese ERP Systeme konzentrieren sich auf eine klar definierte Zielgruppe, zum Beispiel die Kunststoffherstellung, die Prozessfertigung oder den Maschinenbau.
Die großen ERP-Anbieter wie SAP oder Microsoft erreichen die Vertikalisierung dagegen im Rahmen einer „Partner-Strategie". Diese ERP Systeme bieten im Standard ein mehr oder weniger umfangreiches Funktionsangebot für eine breite Zielgruppe. Die Partner-Systemhäuser ergänzen sie als „Value Added Reseller" (VAR) entsprechend ihrer eigenen Ausrichtung um branchenspezifische Funktionen.
Auf dem Umweg über die Vertriebspartner finden sich die ERP Systeme der großen Hersteller daher in einem sehr breiten Branchenspektrum. Damit unterstützen sie die jeweiligen Geschäftsprozesse fast ebenso gut wie die spezialisierten ERP-Hersteller.
Tatsächlich bietet der Markt ERP Systeme für fast alle branchenspezifischen Anforderungen. Investitionsbereite ERP-Anwender aus dem Mittelstand stehen dennoch vor der Herausforderung, sich in einem facettenreichen und wenig transparenten Lösungsgewirr zurechtzufinden.
Augenmerk gilt dabei dem Kostenaspekt: Die Angebotsvielfalt birgt das Risiko unnötiger Ausgaben für Modifikationen an ERP Systemen. Bei kundenspezifischen Entwicklungen gilt kommen neben den Entwicklungskosten erhebliche Kosten für künftige Release-Wechsel hinzu. Nicht selten erschweren sie die kostengünstige Weiterentwicklung der ERP Systeme.
Dringend zu empfehlen ist daher ein methodisch fundiertes Vorgehen. Systematisch sollten alle Anforderungen an eine neue Lösung ermittelt und die verschiedenen Lösungsalternativen auf dieser Grundlage bewertet werden. So lässt sich die komplexe Entscheidungssituation bei ERP-Investitionen strukturieren und eine gute Grundlage für ein erfolgreiches Implementierungsprojekt erarbeiten.
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